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Events

THEMATIC PRIORITY Automn 2022

Hingabe ans schöpferische Leben

The lectures, seminars and excursion are open to the public. All are welcome.
Venue: Lecture room, Gemeindestrasse 27, 8032 Zürich

Für die Teilnahme per Zoom ist eine Anmeldung erforderlich an: veranstaltungen@psychologischerclub.ch
Die Vorträge dauern zwischen 1 ¼ - 1 ½ Stunden.

Entrance fee for guests CHF 30, students CHF 20.

PROGRAM
 



Garten mit Atmavictu 

  

Führung durch den Garten, das Museum und die Sonderausstellung «C.G. Jung – Reise ins Unbewusste» von Denise Rudin und Brigitte Huber

Datum: Samstag, 2. September 2023

Beginn: wir treffen uns um 15 Uhr vor dem Museum an der Seestrasse 228, 8700 Küsnacht. Die Führung beginnt im Garten um 15.15 Uhr.

Dauer: bis ca. 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30 (inkl. kleinem Apéro nach der Führung)

Anfahrt:
Per Bahn bis Küsnacht, danach 15 Min. zu Fuss der Seestrasse entlang.

Per Schiff: Zürich Bürkliplatz ab: 14.00 h, Küsnacht Heslibach an um 14.35 h, danach 5 Min. zu Fuss Richtung Zürich. 

Per Auto: Beschränkte Anzahl an öffentlichen Parkplätzen vis-à-vis der Kläranlage oder beim benachbarten Strandbad.

Anmeldung bis 28. August 2023 an: veranstaltungen@psychologischerclub.ch

     
    

An der letzten Weltklimakonferenz, die im November 2022 in Ägypten stattfand, beschwor der Generalsekretär der UNO, António Guterrez, die Weltgemeinschaft mit den folgenden Worten: «Wir sind auf der Autobahn zur Klimahölle und haben den Fuss auf dem Gaspedal.» Später fügte der schweizerische Bundespräsident, Ignazio Cassis, hinzu: «Es geht um das Überleben der Menschheit.»

Solche Nachrichten machen deutlich, dass wir am Anfang einer katastrophalen Entwicklung stehen. Ich habe mich deshalb mit zwei Persönlichkeiten auseinandergesetzt, die – in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts – ebenfalls mit dem Beginn einer Weltkatastrophe konfrontiert waren. Diese erschien damals in Gestalt des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkriegs. Die beiden Männer, von denen ich spreche, waren C.G. Jung und Winston Churchill. Fast zur selben Zeit (1939/1940) und fast am selben Ort (in der Stadt London) haben sie davon gesprochen, was sie der damaligen Bedrohung entgegenzusetzen hatten – was sie als ihren lebenstragenden persönlichen Mythos verstanden. 

Angeregt von Jung und Churchill habe ich mich ebenfalls auf die Suche nach neuer persönlicher Orientierung gemacht. Hilfreiche Bausteine dazu fand ich in der Naturwissenschaft ebenso wie in der indischen Volksfrömmigkeit. Entscheidend aber wurde für mich die Wiederbegegnung mit dem Mythos und dem Bild von Śiva Naṭarājā, dem indischen «König des Tanzes». Seit vielen Jahren ist mir diese Figur vertraut, aber erst heute glaube ich zu verstehen, was sie uns angesichts der Klimakatastrophe zu sagen hat. Der Mythos von Naṭarājā ist mir zum Wegweiser geworden. Er gibt mir die Möglichkeit, meine persönliche Verantwortung, aber auch die Verantwortung der Analytischen Psychologie in dieser Katastrophe besser zu verstehen. Davon möchte ich in meinem Vortrag berichten

Datum: 23. September 2023
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30, Studenten Fr. 20;
für Mitglieder und stat. Gäste frei

     
    

Über den Intellekt hinaus «gibt es ein Denken in urtümlichen Bildern, in Symbolen, die, älter als der historische Mensch, ihm seit Urzeiten angeboren und alle Generationen überdauernd, ewig lebendig die Untergründe unserer Seele erfüllen. Volles Leben ist nur in Übereinstimmung mit ihnen möglich, Weisheit ist Rückkehr zu ihnen.»
(C.G. Jung, «Die Lebenswende», GW 8, § 794.) 

In der Lausitz, ganz im Osten Deutschlands, zugleich auch ganz im Herzen Europas, leben die Lausitzer Sorben, umgeben von Deutschen, und doch bis heute ihre eigene slawische Sprache und Kultur bewahrend und entwickelnd. «Lausitz» – auf Sorbisch «Łužica» – bedeutet so viel wie «sumpfiges Land».

Ihr altes, dem Indischen nahestehendes Mythologem ist weitgehend ins Unbewusste gefallen. Es hatte das zugleich Gute und Böse der Gottheiten betont. Verschiedenste Sagenfiguren sind aber in der Bevölkerung präsent und noch fast jedes Kind wächst mit diesen auf. Ein früherer Sagenforscher sah in diesen Figuren sogenannte Elementargeister und nannte sie das «übriggebliebene Hausgesinde» des alten sorbischen Pantheons. Wir dürfen in ihnen energiegeladene Formungen der alten Götter-Gedanken und Götter-Bilder selbst sehen, und als Psychologen: numinose Bilder im kollektiven Unbewussten.

Der Autor hat sich dem Wassermann, dem «wodny muž», zugewandt, einem Sagenwesen, welches in der Lausitz besonders häufig anzutreffen ist. In der besprochenen Sage zeigt sich dieser sehnend nach der Vereinigung mit einem Menschen-Mädchen. Als das Mädchen, nun zu seiner Frau geworden und das achte Kind erwartend, ein ihr auferlegtes Gebot übertritt, nimmt er fürchterliche Rache, wie dies bei analogen Sagen meist der Fall ist. Und doch zeigt er zum Schluss einen Zug, der ihn ganz menschlich erscheinen lässt.

Gott bedarf des Menschen, und auch die Gottheiten der Tiefe, die unter der Wasseroberfläche oder unter der Erde zu Hause sind, wollen sich inkarnieren. Damit dies gelingt, bedarf es des Entgegengehens des Einzelnen, herzensoffen und bereit, sich verändern zu lassen und sich aktiv zu verändern. – Das scheint für den Referenten eine zentrale Aussage dieser Sage mit ihrem ganzen erschütternden Verlauf.  

Datum: Samstag, 7. Oktober 2023
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt:    Fr. 30; Studenten Fr. 20;
für Mitglieder und stat. Gäste frei

     

 
  

Der Film «Tzigane» entstand in den 14 Jahren zwischen 2005 und 2019 und zeigt das Flüchtlingsproblem in einem kleinen Schweizer Dorf. Der Gemeindepräsident, selber ein ehemaliger Flüchtling aus Ex-Jugoslawien, verkörpert die damals grösste politische Partei der Schweiz und möchte den minderjährigen Buben aus Afghanistan so rasch wie möglich zurückschaffen, wie man damals sagte: repatriieren. Doch Titine, die frisch pensionierte Lehrerin, welche den 13-jährigen Rafael auf ihrem Morgenlauf längs dem Fluss entdeckt und spontan mit- nach Hause genommen hat, versteckt ihn im Dachstock ihres Schulhauses.

Es hat mich fasziniert zu sehen, wie verschiedene Auffassungen ein ganzes Dorf spalten können – wirklich gefährlich! – , aber auch festzustellen, wie gewisse Frauen, die bereits geübt waren, an ihren eigenen unlösbaren Problemen zu wachsen, es zustande brachten, die politische Spaltung irgendwie persönlich zu überwinden. Durch ihren Mut, ungewohntes auszuprobieren, heilten sie gewissermassen eine politische «Schizophrenie».

Was mich als Analytiker natürlich besonders interessierte, war die Art und Weise, wie Titine die sprachliche Barriere zu Rafael anging. Wie soll denn ein Afghane wenigstens eine oder zwei der vier Landessprachen des Gastlandes mit all seinen unverständlichen Dialekten überhaupt verstehen lernen?! – Ich war völlig überwältigt zu entdecken, dass beide – Titine und Rafael – auch diese sprachliche Barriere überwanden: und zwar durch Empathie, jene köstliche Gabe, sich in den andern einzufühlen.

Datum: Samstag, 21. Oktober 2023
Dauer: 14.00 bis 18.00 Uhr

Eintritt: Fr. 50, bar an der Kasse

Anmeldung bis 16. Oktober 2023 an veranstaltungen@psychologischerclub.ch

KEINE ZOOM-ÜBERTRAGUNG

     
    

Vor 80 Jahren, im Herbst 1943, ist Etty Hillesum mit 29 Jahren in Auschwitz umgekommen. In den zweieinhalb letzten Jahren ihres kurzen Lebens hat die niederländische Jüdin Tagebücher und Briefe geschrieben, die im März 2023 zum ersten Mal in einer deutschen Gesamtausgabe veröffentlicht wurden. Diese neue Ausgabe erlaubt es uns, eine begabte Schriftstellerin zu entdecken (obschon sie selbst meint, sie sei es noch nicht und müsse es erst noch werden!). Das Tagebuchschreiben wurde von Julius Spier angeregt, einem exilierten «Psychochirologen», der in den 1920er Jahren in Zürich mit C. G. Jung in Kontakt war. Er meinte, die junge unkonventionelle und etwas turbulente Frau würde damit Ordnung in ihr Leben bringen, ihre Ambivalenzen und Spannungen besser verarbeiten. Deshalb schreibt sie über ihr Leben, ihre Familie, ihre Begegnungen, ihre Sexualität, ihre Probleme mit Geist und Leib, aber auch über ihre Lektüren (Rilke, sehr intensiv, aber auch Jung, Dostojewski und Tolstoi, Augustinus, Meister Eckhardt, die Bibel). Damit verbindet sich durch die Monate hindurch ein psychologischer und spiritueller Reifungsprozess, in dem sich die Suche nach sich selbst und die Suche nach Gott eng verbinden, getragen von der Gewissheit, dass das Leben trotz allem Schrecken es wert sei, voll und bewusst gelebt zu werden.

Zugleich beobachtet sie scharf, was um sie herum im Gange ist: die immer gewaltsamer werdende Judenverfolgung durch die deutsche Besatzungsmacht, und so stellt sie sich der Aufgabe, Chronistin dieser schrecklichen Zeit zu werden, darüber zu schreiben, damit es nicht in Vergessenheit gerät, damit auch eine neue, andere Gesellschaft aufgebaut werden kann. Über dieses schreibende Bezeugen hinaus wird ihr dann auch immer bewusster, dass sie den deportierten Juden tätig helfen muss, und so wird sie zu einer freiwilligen Sozialbetreuerin im Durchgangslager Westerbork, wo die niederländischen Juden eingesammelt werden, um nach Polen deportiert zu werden. Auch da beobachtet und beschreibt sie das tägliche Elend in Tagebucheinträgen und in Briefen, bis sie dann selbst Anfang September 1943 mit den Eltern und einem Bruder auf einen Zug nach Auschwitz kommt. Das letzte Zeugnis, das wir von ihr haben, ist eine aus dem Zug geworfene Postkarte, die auf den Bahngleisen gefunden wurde.

Bibliographische Angabe:
Etty HILLESUM, Ich will die Chronistin dieser Zeit werden. Sämtliche Tagebücher und Briefe 1941-1943. Herausgegeben von Klaas A. D. Smelik. Deutsche Ausgabe herausgegeben von Pierre Bühler. Aus dem Niederländischen von Christina Siever und Simone Schroth. Mit einem Vorwort von Hetty Berg, München, C. H. Beck, 2023, 989 Seiten.

Datum: Samstag, 11. November 2023
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30; für Studenten Fr. 20;
für Mitglieder und stat. Gäste frei

     


Der Regenbogen ist im Setzkasten der Natur vorhanden. Unter bestimmten physikalischen Bedingungen wird er sichtbar. Er ist im doppelten Sinne ein Ganzheitssymbol: durch die Darstellung des gesamten, dem menschlichen Auge zugänglichen Farbspektrums und durch seine Ringform.

 
  

Es gibt jene versunkenen Augenblicke, wo wir uns mit der Welt eins fühlen, verlieren jedoch dieses Ganzsein in dem Moment, wo wir die Situation realisieren. Sind wir krank oder gestresst, nehmen wir Körper und Psyche oft als einander entfremdet wahr; wir ersehnen Heilung und die Wiederherstellung der inneren Ordnung. Der Archetyp der Ganzheit begleitet uns durchs Leben und formt dieses; Leben bedingt die gegenseitige Durchdringung von Seele und Leib. Dieser Beidseitigkeit und Unteilbarkeit des Lebens will der Vortrag nachgehen.

Was C.G. Jung schrieb: «Eben weil Psychisches und Physisches in wechselseitiger Abhängigkeit voneinander stehen, ist schon mehrfach die Vermutung ausgesprochen worden, dass sie in einem Jenseits unserer bisherigen Erfahrung miteinander identisch seien... » , und wie Pierre Teilhard de Chardin mit Blick auf die Evolution mehrfach festhielt, dass in jedem Partikel der Welt nicht bloss die ganze gegenwärtige Welt widerhalle, sondern die ganze vergangene Welt in sie einmünde, wird in aktuellen Ergebnissen aus der Physik, der Kosmologie, der Biologie und Medizin zunehmend objektiviert und bestätigt. Die in der Neuzeit künstlich errichtete Trennung zwischen Geist- und Naturwissenschaft ist am Zerfallen.

In Mythen und religiösen Quellen kommen den Archetypen von Ganzheit und Ordnung durch alle Zeiten eine zentrale Bedeutung zu. Im vorsokratischen Verständnis entsteigt der Mensch ungeteilt als leibseelisches Ganzes dem Chaos, dem «leeren Raum»; Gott ist als kosmisches Ordnungs- und Gestaltungsprinzip in dieser Ganzheit enthalten. Aristoteles erläuterte, dass Lebewesen aus dem Körper, der Materia, und der formenden, gestaltbildenden Seele bestehen und damit eine beidseitig unteilbare Ganzheit bilden; unter dem Begriff «Anima forma corporis» beschäftigten sich Jahrhunderte später Albertus Magnus und Thomas von Aquin damit. Die Seele benötigt für ihre Existenz den Körper, weshalb sie gemäss Thomas von Aquin im Grenzbereich zwischen körperlichen und davon separierten (geistigen) Substanzen einzuordnen ist. Auch von den Alchemisten wird selbst inmitten des tiefsten Trennungsprozesses, der Separatio, eine absolute Notwendigkeit des Verbleibs von Seelenanteilen in der Materie – als «Notdurft der Seele»2; bezeichnet – angenommen.

Beispielhaft umfassend wird diese unauflösliche Ganzheit (die es wohl bewusstzumachen gilt) auch im liturgischen Lobgebet ausgedrückt: Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm ist Dir, allmächtiger Gott, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre. Mit «Ihm» ist der Aspekt des auferstandenen Christus im Selbstsymbol gemeint: durch sein Hinabsteigen ins Totenreich, in die tiefste Materie, hat er diese transformiert und transzendiert und so die lebendige Einheit von Psyche und Materie verewigt. Das «Durch Ihn» verweist auf die Aufgabe des Menschen, als konkreter Träger der Bewusstwerdung wesenhaftes Objekt des Selbst zu sein; im «In Ihm» wird der Mensch bergend in dieses allumfassende Selbst hineingenommen; im «Mit Ihm» wird ersichtlich, dass der Mensch – als Abbild Gottes mit Freiheit versehen – auch selber handelndes, schöpferisches Subjekt ist. 

Datum: Samstag, 25. November 2023
Beginn: 17.30 Uhr

Eintritt: Fr. 30; für Studenten Fr. 20;
für Mitglieder und stat. Gäste frei
 

2) C.G. Jung, Mysterium coniunctionis, GW 14/II, § 338
     
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